Es hätte alles so schön sein können:
Dem nasskalten Wetter entfliehen. Stattdessen für ein paar Wochen dort arbeiten, wo auch im Winter die Sonne lacht. 18, 19, 20 Grad (und das im Schatten!) sind hier auch im Januar keine Seltenheit.
Als wir letztes Wochenende an der Costa Blanca ankommen, ist von all dem nicht viel zu spüren. 12 Grad war bis jetzt die Höchsttemperatur, im Schnitt ist es sogar kälter. Manchmal weht mir ein empfindlich kalter Wind um die Ohren. „Hätte ich doch nur eine Mütze eingepackt!“ denke ich betröppelt. Wer hätte denn ahnen können, dass wir hier so schlechtes Wetter haben?
Heute ist Sonntag. Und schon seit dem frühen Morgen gießt es in Strömen. Das dritte Mal in dieser Woche. Der Ausflug in die Umgebung ist gelaufen. Im ersten Moment bin ich frustriert, denn ab morgen muss ich wieder die ganze Woche arbeiten. Wir sind ja nicht hier, um Urlaub zu machen! Und am Rechner nützt mir das beste Wetterchen auch nicht viel.
Es ist 13:30 Uhr und es regnet noch immer. Mein Frust hat sich gelegt. Stattdessen bin ich zufrieden. Sehr zufrieden sogar. Denn ich habe für mich fünf Dinge entdeckt, die ich tun kann, damit mir das schlechte Wetter nicht die Laune vermiest.
Schau doch mal, ob da auch was für dich dabei ist
1. Faul sein
Anstatt gleich aus dem Bett zu springen, wie wochentags, wenn der Wecker klingelt, erlaube ich mir heute, richtig faul zu sein. Ich bleibe liegen, recke mich, strecke mich und ziehe die Decke wieder hoch bis zu den Ohren. Döse vor mich hin. Das tut richtig gut. Nach einer Weile pflanzt mein innerer Antreiber mir die fixe Idee in den Kopf, aufstehen zu müssen.
Ich nehme innerlich Anlauf, um mich aus dem Bett zu rollen. Doch ich schaffe es nicht. Ich fühle mich faul, ganz schrecklich faul, ganz wunderbar schrecklich faul. Also bleib ich weiter liegen und genieße es, faul sein zu können, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Und meinen inneren Antreiber schicke ich bis morgen in den Urlaub
2. Kreativ sein
Vorgestern habe ich beim Daddeln auf meinem Handy gelesen, dass ständiges Daddeln Menschen daran hindert, so richtig in die Langeweile zu kommen. Das wiederum hindert das Gehirn daran, kreativ zu werden. Kreativität braucht nämlich den Leerlauf der Gedanken. Ich denke: „Ich war schon lange nicht mehr kreativ.“ Deshalb beschließe ich, heute mein Handy zu meiden. Schon nach einer halben Stunde beginne ich mich zu langweilen. Ich will nach dem Handy greifen. Doch ich lasse es.
Keine zehn Minuten später bekomme ich Lust, mich an den Rechner zu setzen. Die Kreativität hat mich gepackt. Ich beginne, diesen Blogpost zu schreiben. Während meine Finger über die Tasten fliegen, bemerke ich ein zufriedenes Lächeln in meinem Gesicht.
3. Ein lästiges To-do abarbeiten
Es soll heute nun doch den ganzen Tag regnen. Weil ich gut mit dem Schreiben vorankomme, gehe ich davon aus, dass ich schon am frühen Nachmittag mit meinem Blogpost fertig bin. Dann habe ich noch richtig viel Zeit. Ich beschließe, mich dann nochmals hinzulegen. Nochmals eine Runde faul sein. Und dann, wenn ich mag, kann ich ein paar lästige to-dos abarbeiten. Die liegen mir schon seit Wochen im Magen und stressen mich andauernd latent. Ich freue mich auf die Perspektive, mit einer leeren To-do-Liste in die nächste Woche zu starten.
Und dann kommt ein beflügelnder Gedanke um die Ecke: Wenn die lästigen To-dos heute schon fertig sind, dann hab ich mir für nächste Woche mehr Zeit verschafft! Zeit zum Beispiel, in der ich mit meinem Hund eine größere Runde drehen kann, wenn das Wetter schön ist und die Sonne scheint. Das motiviert mich ungemein. Ich zücke meine To-do-Liste und kringle alles an, was ich heute noch erledigen mag.
4. Den größeren Kontext sehen
Wie gesagt: Wir sind momentan ja in Spanien. Regen ist hier eine Kostbarkeit. Seitdem wir hier sind, ist es merklich grüner geworden. Die Natur atmet auf. Wenn ich sehe, wie gut der Regen den Pflanzen hier tut, dann beginne ich mich, über den Regen zu freuen. Es geht ja nicht nur um mich! Im „Circle of Live“ gibt es gerade andere Player, für die der Regen ein wahrer Segen ist.
Wenn ich den Regen in diesem größeren Kontext sehe, dann bin ich nicht nur im Frieden mit ihm, sondern feiere, dass die Erde und die Pflanzen trinken dürfen.
5. Dankbarkeit
Wenn man nicht ganz die Augen vor der Realität verschließt, dann ist das Mittelmeer nicht mehr nur ein Idyll. Das Mittelmeer ist auch ein lebensgefährliches Nadelöhr für tausende von Menschen geworden, die aufgrund von Hunger, Krieg oder fehlender Perspektive ihre Heimat verlassen. Von meinem bequemen Sofa aus kann ich direkt auf das Meer blicken. Gerade mal 450 km Luftlinie trennen mich von Menschen, die vielleicht gerade jetzt ein Schlauchboot besteigen und ihr Leben riskieren.
Wenn ich an diese Menschen und ihre Schicksale denke, dann relativiert sich auch der letzte kleine Unmut über diesen verregneten Sonntag. Stattdessen bin ich dankbar für das, was ich habe. Und das, obwohl es regnet.