Weihnachten naht und dein Stresspegel steigt. Während andere sich auf die Festtage freuen, würdest du am liebsten auf Tauschstation gehen. Einfach nicht da sein. Und erst wieder auftauchen, wenn alles vorbei ist.
Die Aussicht auf Weihnachten löst nicht nur bei dir mehr Stress als Freude aus. Heulkrämpfe an Heiligabend und Zoff unter’m Weihnachtsbaum gehören in vielen Familien genauso zur Weihnachtstradition wie Rotkohl und der Gänsebraten. Trennungen haben rund um Weihnachten Hochkonjunktur. Das berichten Scheidungsanwälte und Paartherapeuten alle Jahre wieder.
In diesem Beitrag
- erfährst du , weshalb es an Weihnachten so oft kracht
- erkennst du, wo die Stressquellen sitzen, die dich dünnhäutig und empfindlich machen
- helfen dir 8 Tipps dabei, ruhig und entspannt durch die Weihnachtszeit zu kommen.
Damit erhöhst du die Chancen, dass es an Weihnachten entspannt und friedlich bleibt.
Weshalb kracht es so oft an Weihnachten?
1. Zu viele To-dos
Selten im Jahr ist die To-do-Liste so lang wie in der Vorweihnachtszeit. Während sich eine Weihnachtsfeier an die andere reiht, gibt es noch so viel anderes zu tun: Geschenke kaufen, Plätzchen backen, die Wohnung dekorieren, Weihnachtskarten schreiben, Präsente verpacken und Päckchen versenden, das Weihnachtsmenue planen, sich um die Tischdeko kümmern, den Weihnachtsbaum besorgen und den Baumschmuck kaufen.
Willst du dann auch noch besonders toll aussehen unter’m Weihnachtsbaum, dann wird der vorweihnachtliche Optimierungswunsch zum erschöpfenden Marathon. Kein Wunder, dass Friseursalons und Kosmetikinstitute vor Weihnachten Extraschichten schieben, ebenso wie Nagel- und Wimpernstudios.
Wer bei all dem nicht in Stress gerät, ist wirklich hart im Nehmen. Vielen geht stattdessen der Stress an die Substanz. Spätestens an Heiligabend liegen dann die Nerven blank. Das macht empfindlich und angreifbar und erhöht die Chance, dass es an Weihnachten kracht.
2. Aus dem Vollgas abgebremst
Wer im Arbeitsleben steht, weiß: Die Vorweihnachtszeit bringt eine Extraportion Arbeit mit sich. Noch vor Jahresende muss vieles abgeschlossen werden, denn die Feiertage blockieren kostbare Zeit. Da kommt es schnell zu Überstunden und viele sind bis Heiligabend mit Vollgas unterwegs. Am 24. Dezember soll dann aus voller Fahrt abgebremst werden. Kein Wunder, wenn man da leicht und schnell ins Schleudern kommt!
3. Zu dicht, zu nah
Weihnachten ist bei vielen ein Familienfest. Wohnt die Familie nicht in der Nähe, rückt sie zu Weihnachten oft gleich für mehrere Tage an. Hockt man dann zwei, drei oder mehr Tage aufeinander, wird die Nähe schnell zur Belastung: Gemeinsam Frühstücken, gemeinsam Spazierengehen, gemeinsam Kaffeetrinken und dann noch die Bescherung. Häufig fehlt dir nicht nur die Luft zum Atmen. Auch der notwendige Abstand geht verloren. Dann kannst nicht nur du schnell unleidig werden und genervt reagieren. Und schon ist der Krach vorprogrammiert.
4. Weihnachtsidyll und Weihnachtsglitzer
Die Weihnachtszeit ist vollgepackt mit überhöhten Erwartungen. Hollywoodfilme suggerieren: Weihnachten ist das große Fest der Liebe. Die Werbeindustrie steigert dieses Bild zusätzlich. Weihnachten muss großartig und ganz besonders werden. Alles soll perfekt und harmonisch sein.
Oft ist dann aber alles anders: Du bist zusammen mit der buckligen Verwandtschaft, also mit den Eltern, Geschwistern und Kindern, Oma, Opa und womöglich noch den alten oder neuen Partnern. Und da ist eben vieles weder perfekt noch ideal. Das Miteinander wird schnell eine hochexplosive Mischung.
5. Wunsch und Wirklichkeit
Auch wenn man es wenigstens an Weihnachten gerne anders hätte: Du kannst nicht so tun, als ob es die ganzen Themen, die dich sonst im Miteinander belasten, nicht gäbe. Und mit allen auf einem Haufen gibt’s die Nervfaktoren dann auch noch in der vollen Dosis. Wenn zusätzlich alte Familiendynamiken greifen, katapultiert dich das ruckzuck zurück in ihre Kindheit. Oft reicht ein dummer Kommentar und selbst die gestandene Geschäftsfrau fühlt sich plötzlich wie eine bevormundete Zwölfjährige. Der Bruder wird wieder zum Lieblingskind und die Schwester nervt mit besserwisserischen Kommentaren.
6. Inszenierte Perfektion
Das Drama wird perfekt, wenn du auf Facebook und Instagram schaust, was die anderen an Weihnachten so machen. Überall wird „Happy Weihnachten“ inszeniert und du denkst: „Mist, ich habe das nicht!“, und könntest nur noch heulend in der Ecke hocken.
Im Grunde wünschen sich die meisten Menschen ein glückliches Weihnachtsfest. Und dann kommt die Realität und zeigt ganz ungeschminkt: Die eigene Familie ist weder harmonisch noch freudig, sondern maximal dysfunktional. Und du steckst mittendrin.
Wie komme ich Friedlich durch die weihnachtstage?
Du siehst: Es gibt eine Menge Stressquellen in der Weihnachtszeit. Gleichwohl kannst du mit den folgenden Tipps die Weichen stellen für ein entspanntes und harmonisches Weihnachtsfest:
1. Erwartungshaltung runterschrauben
Weihnachten ist ein schönes Fest. Und häufig die maximale Herausforderung zugleich. Eine hilfreiche Einstellung ist: Du gibst dir Mühe und kannst damit leben, dass Weihnachten wird, wie es wird. Ebenso hilft es, das eigene Weihnachtsfest nicht mit dem zu vergleichen, was auf Instagram und Co. als das perfekte Weihnachtsfest inszeniert wird.
2. Klare Absprachen
Damit sich alle wohlfühlen, ist es wichtig, sich auszutauschen und abzusprechen. Wer braucht was an diesen Tagen? Wie könnt Ihr die Weihnachtstage so gestalten, damit alle ein Stück vom „Bedürfniskuchen“ bekommen? Was können wir tun, damit wir entspannt zusammen sein können? Wo ist Freiraum oder Rückzug möglich – für dich, aber auch für die anderen?
Wichtig ist es auch, die ganz praktischen Dinge zu besprechen, wie zum Beispiel: Wer übernimmt an Weihnachten welche Aufgaben? Wer unterstützt zum Beispiel in der Küche, wer übernimmt den Abwasch? Wer staubsaugt wie oft und wer geht in dem ganzen Trubel raus mit dem Hund?
3. Aushalten, dass es ist, wie es ist
Familienkonflikte kennen keine Weihnachtspause. Nur weil Weihnachten ist, erfahren Eltern, Geschwister oder Verwandte keine grundlegende Veränderung. Wenn du die unbewusste kindliche Hoffnung hegst, dass an Weihnachten alles heil und gut wird, dann wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit enttäuscht.
4. Nichts klären wollen
Es gibt keinen ungünstigeren Zeitpunkt als genau an Weihnachten etwas klären zu wollen, was man schon seit Jahren oder Jahrzehnten nicht geklärt hat. Besser ist es, sich während der Weihnachtstage im Aushalten zu üben. Belastende Themen kannst du nach den Feiertagen angehen. Am besten holst du dir dafür dann fachkundige Unterstützung. Paar- und Familientherapeut*innen sind gute Anlaufstellen, ebenso wie Mediator*innen, die sich auf Familienthemen spezialisiert haben.
5. Weniger ist mehr
Wieviel mutest du dir zu? Wo kannst du nach Unterstützung fragen? Musst du wirklich sieben Gänge kochen? Reichen nicht auch drei? Kannst du den Rotkohl nicht einfach fertig kaufen? Um gelassen durch die Weihnachtsfeiertage zu kommen ist es wichtig, die Anforderungen an dich selbst und andere zu reduzieren. Wichtig ist es auch, aktiv um Unterstützung zu bitten.
6. Auszeiten schaffen
Das kann eine Stunde Ich-Zeit am Tag sein, in der du durchatmen und runterkommen kannst. In der du eine Meditation machst oder bewusst mit dem Hund rausgehst. Womöglich gönnst du dir vor Weihnachten ein besinnliches Wochenende im Kloster oder in einem Wellnesshotel, um dich zu stärken und zu erden.
7. Auf Pause drücken
Schon wieder die alte Leier? Und du denkst: „Das muss ich mir nicht geben!“ Wenn du merkst, dass du dich unwohl fühlst oder sich die Situation zuspitzt, mach am besten eine Pause. Wenn irgend möglich, verlasse den Raum und gehe nach draußen. Wenn es dir gelingt, dich aus der Situation herauszuziehen, dann ist es wichtig, das aus einer guten, gefassten Energie heraus zu machen. Nur so fühlen sich die anderen nicht vor den Kopf gestoßen.
8. Durchatmen und reflektieren
Um die Stress-Spitzen zu entschärfen, reicht es oft schon aus, mehrmals tief und langsam durchzuatmen. Wenn sich dein Nervensystem entspannt, dann kann du dich fragen: Worum geht es hier gerade? Weshalb berührt mich das so? Wenn du einfühlsam mit dir bist und Zugang zu deinen Bedürfnissen findest, lässt der Druck in deinem Inneren nach. Das wirkt besser als eine Beruhigungstablette, denn du wirst nicht nur ruhig, sondern kommst auch wieder bei dir an.
Falls du konkrete Unterstützung bei deinem Reflexionsprozess haben magst:
Mein Reflexionsbogen zum Ausfüllen hilft dir weiter.
Über diesen Link bekommst du nicht nur den Reflexionsbogen, sondern auch eine weiterführende Beschreibung der einzelnen Prozessschritte. Zusätzlich bekommst du eine Gefühlsliste und eine Bedürfnisliste. Sie helfen dir dabei, leichter herauszufinden, wie du dich genau fühlst und um welche Bedürfnisse es dir jeweils geht. Das gute daran: So bekommst du nicht nur leichter Zugang zu deinen Gefühlen und Bedürfnissen, sondern kannst sie auch leichter benennen. Zusätzlich zu all dem habe ich dir 15 wertvolle Tipps zusammengestellt, die deine Arbeit mit dem Reflexionsbogen erleichtern und erweitern.