Beziehungskonto im Minus? So füllt Ihr es wieder auf
- Du findest die Witze deines Mannes plötzlich nicht mehr so lustig
- Du ärgerst dich schneller, wenn deine Frau etwas anders macht, als du es dir vorstellst
- Du bist leichter genervt oder reagierst schnell gereizt
Bei Dingen wie diesen solltest du wachsam sein. Oft nämlich ist ein erhöhter Nerv-Faktor ein Zeichen: Die Hektik des Alltags hat Euch im Griff! Ist das der Fall, dann hat man als Paar nur wenig Zeit, um sich ausreichend um die eigene Partnerschaft zu kümmern. Dann kann das Beziehungskonto leicht ins Minus rutschen. Ist das der Fall, können auch kleine Irritationen nicht mehr so gut abgepuffert werden und es das Risiko wächst, dass es vermehrt zu Unstimmigkeiten kommt.
Kein Grund zur Sorge!
Es ist vollkommen normal, wenn das Beziehungskonto phasenweise ins Minus rutscht. Wichtig allerdings ist, das nicht einfach hinzunehmen. Denn ob Bankkonto oder Beziehungskonto: Es braucht regelmäßige Einzahlungen, damit es langfristig ein ausreichendes Polster gibt, von dem Ihr als Paar immer wieder abheben könnt! Es lohnt sich, aktiv zu werden und gezielt dafür zu sorgen, dass sich das Beziehungskonto wieder befüllt.
Damit das gelingen kann, möchte ich dir in diesem Blogpost sieben praktische und leicht umsetzbare Tipps an die Hand geben. So habt Ihr die Chance, auch in hektischen Zeiten Euer Beziehungskonto immer wieder aufzufüllen und damit Eure Partnerschaft zu stärken.
I. Mini-Routinen
Tipp 1: Check-in am Morgen
Nehmt Euch morgens ein paar Minuten Zeit, in der ihr noch Ruhe habt. Nutzt sie, um gemeinsam bewusst in den Tag zu starten. Am besten gelingt das mit einem kurzen Check-in. Der Zeitaufwand beträgt gerade mal fünf Minuten, hilft Euch aber, emotional „auf Tuchfühlung“ zu kommen.
So funktioniert’s:
Zentrieren
Nehmt ein paar tiefe Atemzüge. Jede:r von Euch beiden versucht, mit Eurer Aufmerksamkeit ganz bei sich selbst zu bleiben.
Wahrnehmen
Nehmt wahr, wie es Euch geht:
- Wie fühlt sich mein Körper an?
- Was fühle ich?
- Welche Bedürfnisse sind gerade gut erfüllt, welche eher nicht?
- Welche Gedanken beschäftigen mich?
Teilen
Teilt kurz miteinander, wie es Euch geht oder was Euch gerade beschäftigt.
Keine Kommentare/Lösungen
Achtet darauf: Es geht nur darum, zu teilen, wie es Euch gerade geht. Ihr müsst Ihr also weder das Check-in kommentieren, noch müsst Ihr Lösungen für das finden, was der/die andere gerade als belastend erlebt. Beides würde vermutlich auch den zeitlichen Rahmen sprengen, den Ihr am Morgen habt. Schnell kann es dann zum Krach führen, weil Missverständnisse entstehen oder schnelle Lösungen, die nicht wirklich passen, den einen oder die andere von Euch triggern.
Tipp 2: Nähe-Akku aufladen
Eine kleine Routine, die meinem Mann und mir besonders guttut: Nach dem gemeinsamen Frühstücks-Kaffee und einem kleinen Check-in nehmen wir uns in den Arm, bevor es losgeht mit unserer Arbeit. Nicht schnell-schnell für ein paar Sekunden, sondern lang und intensiv. Wir haben gemerkt, dass es locker eine Minute oder mehr dauern kann, bis wir uns voll und ganz in die Umarmung hineinentspannen können.
Ihr könnt Euch auch öfters am Tag Euer Nähe-Akku mit einer bewussten Umarmung aufladen. Ein zusätzlicher Vorteil ist: Die Umarmung hilft, Stress und Anspannung zu reduzieren. Und wer entspannt ist, reagiert auch weniger leicht genervt.
Tipp 3: Check-out am Abend
Wohltuend für Eure Beziehung kann es auch sein, wenn ihr den Tag gemeinsam ausklingen lasst. Ein Check-out am Abend hilft für einen bewussten Abschluss zu sorgen.
Diese drei Zeitpunkte für ein Check-out sind ideal:
Nach dem Nachhausekommen
In diesem Fall hilft der Check-out insbesondere den Arbeitsalltag loszulassen.
Nach dem Abendessen, bevor das Abendprogramm beginnt
So könnt Ihr Euch nochmals bewusst ausrichten und habt ggf. Gesprächsstoff für den restlichen Abend.
Bevor Ihr ins Bett geht
So findet der Tag einen runden Abschluss.
II. Gesprächs-Räume schaffen
Tipp 4: Zwiegespräch
Eine tolle Übung, um als Paar wieder mehr in einen Austausch zu kommen, ist das Zwiegespräch. Es wurde von Michael Lukas Moeller entwickelt und ist eine feste Größe in der Paarberatung, denn mit etwas Übung und gutem Willen ist das Zwiegespräch leicht umsetzbar ist. Genau deshalb schätze ich das Zwiegespräch sehr – insbesondere dann, wenn es darum geht, Anteil zu nehmen, was den/die Partner:in gerade bewegt.
Vorsichtig mit dem Zwiegespräch sollten allerdings Paare sein, die
- gerade in der Krise stecken
- Missverständnisse klären möchten
- tiefe Verbindung erleben wollen
In all diesen Fällen ist das Zwiegespräch aus meiner Sicht nur bedingt zu empfehlen.
Unabhängig hiervon ist das Zwiegespräch ist ein guter und vor allem einfach umsetzbarer Anfang, um wieder ins Gespräch zu kommen – und darum geht es Euch ja im Moment!
So funktioniert’s:
- Vorbereitung
Findet einen ruhigen Ort, wo ihr ungestört seid. Setzt oder stellt euch gegenüber, sodass ihr gut kommunizieren könnt. - Vereinbarung
Legt fest, wie lange jeder sprechen darf (z.B. 10 Minuten). Vereinbare, nicht zu unterbrechen und nur dann zu sprechen, wenn du an der Reihe bist. - Beginn
Eine:r von Euch startet als Sprecher:in, der/die andere hört zu. - Sprechen
Äußere deine Gedanken und Gefühle klar und ehrlich, ohne den Zuhörer anzugreifen. - Zuhören
Höre aufmerksam zu, ohne zu urteilen oder zu unterbrechen. - Rollenwechsel
Nach der festgelegten Zeit tauscht ihr die Rollen. - Reflexion
Nachdem beide gesprochen haben, reflektiert kurz, wie ihr das Gespräch empfunden habt. - Dank
Bedankt euch gegenseitig für das Teilen und Zuhören.
Tipp 5: Spiele, die Euch in Austausch bringen
Auch spielerisch könnt Ihr gut in Austausch kommen. Das Angebot an entsprechenden Karten-Sets ist mittlerweile überraschend groß. Es lohnt sich, sich diesbezüglich im Internet umzusehen und zu schauen, welches Kartenset dich am meisten anspricht. Ich selbst habe bis jetzt lediglich die Partner-Edition des Kartensets von Vertellis ausprobiert und empfehle es gerne, wenn Ihr Impulse sucht, um miteinander in Austausch zu kommen.
Tipp 6: Buch lesen/Film anschauen und austauschen
Dieser Tipp ist insbesondere für Bücherwürmer und Cineastiks: Nutzt Euer Hobby, um wieder mehr in Austausch zu kommen! Helfen können Euch hilfreiche Fragen:
- Das kann ich total nachvollziehen!
Mit welchem Charakter oder welcher Situation kann ich mich am meisten identifizieren und warum? - Wie habe ich mich gefühlt?
Welche Emotionen hat diese Geschichte in mir ausgelöst?
Warum habe ich so gefühlt? - An was erinnert mich das?
Welche Ereignisse oder Themen in diesem Buch/Film erinnern mich an eigene Erfahrungen aus meinem Leben? - Was würde ich denn tun?
Wie hätte ich in der Situation des Hauptcharakters gehandelt?
Welche meiner Werte und Überzeugungen hat das Buch/der Film in mir berührt? - Meine Lektion
Was habe ich aus der Geschichte gelernt, das ich in mein eigenes Leben übernehmen möchte? - Konflikte und ich
Wie wurden Konflikte in der Geschichte gelöst und wie gehe ich mit ähnlichen Konflikten in meinem Leben um? - Was mich beflügelt…
Inwiefern hat mich diese Geschichte inspiriert oder motiviert, etwas in meinem Leben zu ändern oder anders zu betrachten?
Tipp 7: Paar-Wochenende
Ihr habt Euer Beziehungskonto ganz schön geplündert? Dann macht es durchaus Sinn, auch mal auf einmal einen größeren Betrag einzuzahlen. Damit kommt Ihr schneller wieder ins Plus als mit den kleinen Einzahlungen in Eurem Alltag!
Vielleicht wird es dich überraschen zu lesen, dass auch mein Mann und ich vor Kurzem an einem angeleiteten Paarwochenende teilgenommen haben. Klar kenne ich als Paartherapeutin eine Menge Dinge, die auch uns als Paar dabei helfen, unser Beziehungskonto wieder aufzufüllen. Allerdings fällt es auch mir im Alltag nicht immer leicht, das Hamsterrad anzuhalten. Viel leichter geht das, wenn man sich ein Wochenende gönnt, bei dem man gut angeleitet in Pflege der eigenen Beziehung investieren kann.
Das sind die Benefits:
- Ihr habt endlich Zeit, Euch ungestört über Euch selbst und Eure Beziehung auszutauschen.
- Ihr bekommt wertvolle Impulse, die Euch helfen, über Themen zu sprechen, über die Ihr ohne die Anregung von Außen wahrscheinlich nicht sprechen würdet.
- Ihr habt die Chance, Klarheit zu erlangen, wo es noch nicht aufgeräumt ist in Eurer Beziehung und an welchen Themen Ihr gemeinsam angehen wollt.
- Gezielte Übungen helfen Euch dabei, ein dickes Plus an Wertschätzung, Dankbarkeit, Verbindung und Liebe auf Eurem Beziehungskonto einzufahren.
- Ihr könnt Euch ganz entspannt auf Euch und Eure Themen fokussieren, weil Ihr Euch um nichts kümmern müsst, als um Euch selbst.
Paare brauchen nicht nur eine Begleitung in der Krise,
sondern auch
gezielte Angebote zur Beziehungspflege!